Kloster Ahnaberg

Beschreibung: Kasseler Geschichte

Kategorie: Geschichte Kassels

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Das Kloster Ahnaberg, einstige geistliche und politische Keimzelle im heutigen Kasseler Stadtteil Wesertor, wurde zwischen 1140 und 1148 von Hedwig von Thüringen und ihrem Sohn Heinrich Raspe II. gegründet. Als Stiftung der Ludowinger diente es nicht nur religiösen Zwecken, sondern war zugleich Ausdruck territorialer und machtpolitischer Ambitionen.

Die Gründung des Stifts Ahnaberg fiel in eine Phase wachsender Rivalität zwischen den Landgrafen von Thüringen und dem Erzbistum Mainz um die Vorherrschaft in Nordhessen. Mainz hatte sich mit dem Erwerb des Chorherrenstifts Weißenstein gefährlich nahe an den königlichen Hof „Chassela“ herangeschoben. Die Ludowinger reagierten mit einer klugen Gegenmaßnahme: dem Bau eines eigenen geistlichen Zentrums auf dem Ahnaberg, unweit des heutigen Katzensprungs.

Durch diese Gründung sicherten sich die Ludowinger nicht nur religiöse Legitimation, sondern festigten auch ihre Ansprüche auf das hessische Kernland. Heinrich Raspe II. stattete das Stift mit bedeutenden Gütern aus – unter anderem mit dem Möncheberg und dem späteren Fasanenhof, königliche Lehen der Familie. Diese Schenkungen wurden 1154 von König Friedrich Barbarossa bestätigt.

Mit der Errichtung des Stifts begann auch der Aufstieg Kassels zur Stadt. Die benachbarte Siedlung erhielt mit dem geistlichen Zentrum einen Bedeutungszuwachs, wurde frühzeitig ummauert und erhielt 1189 das Stadtrecht sowie um 1200 die eigene Gerichtsbarkeit. Die Altstadt, südlich des Klosters gelegen, wurde seelsorgerisch vom Stift betreut. Die Klosterkirche diente später auch als Grablege für Mitglieder des hessischen Fürstenhauses, darunter Landgraf Johann I. und Prinzessin Adelheid, Gemahlin des polnischen Königs Kasimir III.

Bild
Kaserne Ahnaberg (ehem. Kloster, 1512-1878)

Vermutlich waren es Prämonstratenser, die über das nahegelegene Stift Spieskappel auf den Ahnaberg kamen. Ob und wann dort auch Prämonstratenserinnen lebten, ist unklar. Fest steht: Das Ahnaberger Kloster war Teil eines Netzwerks kirchlicher Einrichtungen in Nordhessen, zu dem auch das 1143 gestiftete Kloster Germerode zählte.

Mit der Reformation wurde das Kloster Ahnaberg 1527 aufgelöst. Die Nonnen erhielten Abfindungen oder traten in andere Konvente über. Das Klostergebäude, erst 1512 neu errichtet, wurde in den Besitz der Landgrafen überführt und fortan weltlich genutzt – zunächst als Magazin und Pferdestall, später als Bestandteil der Kasseler Festungsanlagen.

Ab 1763 wurde die Anlage zur ersten Kaserne für die Garde du Corps und die Artillerie umgebaut. Das Gelände entwickelte sich zum militärischen Zentrum: Hier entstand ein Komplex mit Gießerei, Salpeteranlagen, Stallungen und Zeughaus. 1810 wurde dort auch die spätere Lokomotivschmiede Henschel & Sohn gegründet.

Das Klostergelände diente bis 1918 als Standort der hessen-kasselschen Artillerie. Die ursprünglich als „Kloster-Kaserne“ bezeichnete Anlage genügte ab dem frühen 19. Jahrhundert nicht mehr den militärischen Anforderungen. Bereits ab 1829 wurde ein Neubau geplant, und obwohl die alte Kaserne noch bis 1878 bestand, war sie im Stadtplan von 1830 schon durch ein neues Gebäude ersetzt worden.

Aus dieser Artillerie-Kaserne gingen bedeutende Truppenteile hervor, darunter das 1. Kurhessische Feldartillerie-Regiment Nr. 11 sowie das Train-Bataillon Nr. 11 und das Pionier-Bataillon Nr. 11. Letzteres war später in Hann. Münden stationiert.

Heute erinnert wenig an das ursprüngliche Kloster Ahnaberg. An seiner Stelle befindet sich die Oskar-von-Miller-Schule. Der Ahnaberg selbst ist im Stadtbild nicht mehr klar erkennbar. Und doch lebt seine Geschichte fort – als Ursprung des heutigen Kassel, als Symbol für die Landesentwicklung in Mittelalter und Neuzeit und als Schauplatz großer Umbrüche von der geistlichen Gründung über militärische Nutzung bis hin zur Moderne.

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